Das Projekt firm – Münchener Mittelschulen gründen Schülerfirmen“

entstand im Jahr 2004 auf Initiative des Staatlichen Schulamtes in der Landeshauptstadt München und in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreises Mittelschule-Wirtschaft. Von Beginn an erfuhr es eine starke Unterstützung von Wirtschaftkammern und Unternehmen.

Bei diesem Projekt entwickeln die Schüler der 8. Jahrgangsstufe von Mittelschulen eine Geschäftsidee und setzen diese durch Gründung einer Schülerfirma praxisnah um. Sie geben sich eine Unternehmensstruktur, verschaffen sich Startkapital durch den Verkauf von Anteilscheinen und wählen Mitarbeiter aus. Während des gesamten Jahres produzieren die Schüler, organisieren ihre Werbemaßnahmen und verkaufen ihre Produkte bei Schulfesten, aber auch in Einkaufsmärkten. Sie nehmen Bestellungen von Einzelhändlern an und liefern ihre Waren aus. Sie müssen über die Ein- und Ausgaben genau Buch führen, Rechnungen pünktlich begleichen und selbstständig ein Girokonto verwalten. Auch die Korrespondenz mit Kunden und Lieferanten gehört zum Spektrum der Tätigkeiten.

Abschluss und Höhepunkt des Projekts ist die so genannte firm-Messe, bei der sich alle Schülerunternehmen treffen und ihre Waren bzw. Dienstleistungen ausstellen und anbieten. Im Laufe dieser firm-Messe wird auch die beste Schülerfirma gesucht und mit Urkunde und einem Geldpreis ausgezeichnet. Eine unabhängige Jury aus Schul- und Wirtschaftsvertretern bewertet die Gestaltung einer Mappe, in der der Verlauf der Projektarbeit und die Erfahrungen dokumentiert werden, die Gestaltung und das Auftreten am Messestandes, den Vortrag des Geschäftsführers, bei dem er Schwerpunkte der Projektarbeit erläutern soll, und die Live-Präsentation eines Werbespots von 60 Sekunden. Wettbewerbskriterien sind dabei Sorgfalt und Kreativität, Spontaneität und persönliches Auftreten, Marktorientierung des Produkts und die Ausführung des Produkts.

Das Projekt firm ist eine schulische Veranstaltung und wird durch 2 Lehrkräfte mit jeweils 2 Wochenstunden betreut. Zu Beginn des Schuljahres ist die Betreuung wesentlich intensiver und zeitaufwändiger; mit zunehmender Projektdauer werden die Schüler selbstständiger und sicherer und die Betreuung durch die Lehrkraft kann reduziert werden.

Mit dem Projekt firm können die Schulen wesentliche Lernziele des Unterrichtsfachs Arbeit-Wirtschaft-Technik praxisbezogen und handlungsorientiert erreichen. Die Schüler erfahren die Realität der Wirtschaft im Schonraum der Schule und erkennen deren Zusammenhänge. Sie lernen ihre Arbeitsvorhaben zu planen, zu organisieren und zu strukturieren. Dem einzelnen Schüler kann die Mitarbeit bei diesem Projekt eine wertvolle Hilfe bei seiner persönlichen Berufswahlentscheidung sein. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Präsentation der Mittelschulen und ihrer Leistungsfähigkeit in der Öffentlichkeit.

Der Arbeitskreises Mittelschule-Wirtschaft unterstützt dieses Projekt sehr intensiv. Die Unternehmen des Arbeitskreises Mittelschule-Wirtschaft sponsern vor allem für die Durchführung und Vorbereitung der firm-Messe sowie die Preisgelder. Gleichzeitig stehen die Firmen des Arbeitskreises den Schülerfirmen auch als Ansprechpartner und Berater zur Seite. Die Angebote reichen von Hilfestellung bei der Buchführung über Unterstützung bei der Materialbeschaffung bis zu wertvollen Tipps für die Produktion. In einem Fall erhielt eine betreuende Lehrkraft einen einwöchigen Schweißerlehrgang in einer Ausbildungswerkstätte eines Industriebetriebs als Voraussetzung für die Herstellung eines Grills.

Die beim Projekt gemachten Erfahrungen sind durchwegs positiv. Die Lehrkräfte berichten von hoch motivierten Schülern, die mit zunehmender Dauer immer selbstständiger und selbstsicherer werden. Der Kontakt mit den Schülern ist partnerschaftlich und wesentlich intensiver. Bei den Schülern entwickelt sich ein starker Zusammenhalt, der über die gemeinsame Arbeit in der Schülerfirma hinaus anhält. Schüler lernen sich selbst und ihre Arbeit zu organisieren. Sie erfahren ihre Stärken und Schwächen und können ihre Berufswahlentscheidung sicherer treffen. In vielen Situationen merken die Schüler wie wichtig die Schlüsselqualifikationen sind und wo sie sich noch weiter entwickeln können. Die Rückmeldungen verschiedener Betriebe, an denen ehemalige Jungunternehmer zur Ausbildung sind, sind ebenfalls recht positiv. Die Schüler sind motiviert und haben ein grundlegendes Verständnis für die wirtschaftlichen Abläufe.

Das Projekt firm ist ursprünglich als Wettbewerb nur für Schüler der 8. Jahrgangsstufe ausgeschrieben. Aber in einigen Schulen bleiben diese Schülerfirmen auch in den folgenden Jahren bestehen. So müssen Produktionsaufträge noch erledigt werden, die z. B. bei der firm-Messe eingegangen sind, wie bei der Mittelschule Bernaysstraße, die im Folgejahr nach der Teilnahme an firm Lesekästen aus alten Nummerschildern produzieren und liefern musste. An anderen Schulen sind die Schülerfirmen so erfolgreich, dass sie mittlerweile zum Schulprofil der Schule gehören. So besteht an der Mittelschule Leipziger Straße seit 4 Jahren ein Cateringunternehmen und seit 3 Jahren zusammen mit einem gelernten Fahrradmechaniker eine Fahrradwerkstatt.

Die sehr positiven Ergebnisse mit dem Projekt und das hohe Engagement der Mittelschulen, die vielfältigen Erfahrungen sowie die beeindruckende firm-Messe veranlassen das Staatliche Schulamt und den Arbeitskreis Mittelschule-Wirtschaft, dieses Projekt auch zukünftig fortzusetzen.  

Mehr zum firm-Projekt unter:
www.firm.musin.de

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